Group Show
27 JULY – 21 SEPTEMBER 2024
Zuoz
In Bethan Huws’ work we find language experiments and poetic reflections that take the shape of installations, sculptures, neon-works, photographs, moving-image, drawings and writing. Art-historical and linguistic explorations are at the epicenter of an intricate and multi-faceted artistic practice, whereas writing remains point zero of Bethan Huws personal reflections. Her impressive capability of critically analyzing her surroundings is reflected in her methodical inquiries that go hand in hand with a layer of subtle irony.
In her work, Bethan Huws questions the artist’s role and goes back in time to analyze specific, seminal moments in art history. The liminal spaces she opens up also display a very intimate approach to her practice as an artist. A recurring motive in her work being the overlap of familiar places with vernacular language as well as the interference and merging of sound and words.
Bethan Huws was born in Bangor, Wales in 1961 and currently lives and works in Berlin and Paris. She studied at the Royal College of Art in London from 1986 – 1988. Her works have been shown in numerous group and solo exhibitions, for example at the Kunstmuseum Winterthur, Kunsthalle Bern, Hamburger Kunsthalle, Museum für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt am Main, The National Museum of Modern Art in Kyoto, KW Institute for Contemporary Art in Berlin, Tate Britain in London and Centre Pompidou in Paris. Huws represented Wales at the 50th Venice Biennale in 2003 and is the recipient of the 2006 B.A.C.A. Europe Laureate prize at the Bonnefantenmuseum in Maastricht. Her work is represented in public collections of institutions such as Tate Britain, Centre Georges Pompidou and Museum für Moderne Kunst (MMK).
Group show
Kunst Museum Winterthur, Beim Stadthaus
–
Where is Duchamp? – Gespräch mit Bethan Huws
21.09.2024 | 18:00 - 19:00
07.09.–17.11.2024
Kunst Museum WinterthurGroup show
Kunsthaus Zug Schaudepot
25.08.2024–06.07.2025
Kunsthaus ZugGroup show
Kunstmuseum St. Gallen
as of 26.08.2023
Kunstmuseum SGSusanna Koeberle
26 January 2022
Die walisische Künstlerin Bethan Huws hat für die siebte Edition von «Kunst in der Krypta» die mehrteilige Neon-Installation «War, Societies and Neon» im Grossmünster realisiert. Die Skulpturen sind eine Aufforderung, den mittelalterlichen Bau mit neuen Augen zu sehen.
Niklaus Oberholzer
4 December 2021
«Wars, Societies and Neon»: So der Titel der Installation der walisischen Künstlerin Bethan Huws in der Krypta des Zürcher Grossmünsters. Sie reagiert präzis und vielschichtig auf Geschichte und Geist des Ortes.
Niklaus Oberholzer
4 December 2021
«Wars, Societies and Neon»: So der Titel der Installation der walisischen Künstlerin Bethan Huws in der Krypta des Zürcher Grossmünsters. Sie reagiert präzis und vielschichtig auf Geschichte und Geist des Ortes.
Die Krypta des Zürcher Grossmünsters ist düster. Die wenigen schmalen Fenster lassen nur wenig Licht in den von Säulen in drei Schiffe unterteilten Raum einfallen. Zudem sind Wände und der Steinplattenboden dunkelgrau, und die Details der monumentalen Statue des sitzenden Karls des Grossen sind in der Dämmerung kaum zu erkennen. Sie entstand um 1460 und erinnerte am Gossmünsterturm an die Legende vom Kaiser als Gründer der Zürcher Hauptkirche. Anstelle des Originals blickt heute eine Kopie vom Turm auf die Stadt.
Betritt man aber in diesen Tagen den dunklen Raum des Münsters, so nimmt man in der Krypta unter dem Chor intensiv farbige und so gar nicht mittelalterlich anmutende Lichter wahr. Offenbar griff da jemand selbstbewusst ein in die archaisch anmutende Situation: «Wars, Societies and Neon» betitelt Bethan Huws (geboren 1961) ihre künstlerische Intervention, zu der sie eine Arbeitsgruppe (Münster-Pfarrer Martin Rüsch, Marc Bundi, verantwortlich für Beziehungen und Interreligiösen Dialog der reformierten Kirche des Kantons Zürich, Angelika Affentranger-Kirchrath, Kunsthistorikerin) eingeladen hat. Die Einladung erfolgte im Rahmen des mehrjährigen Programms «Kunst in der Krypta des Grossmünsters Zürich», das jeweils um das Jahresende in der Krypta Künstlerinnen und Künstler zu Wort kommen lässt.
Bethan Huws erarbeitete ihre Installation aufgrund genauer Recherchen über den historischen und auch spirituellen Ort. Vor allem setzte sie sich mit Themen auseinander, die schon zur Zeit der Romanik die Menschen so beschäftigen, dass sie ihren Niederschlag in den Bildwerken – in Kapitell-Reliefs vor allem – fanden. Im Zentrum ihrer Arbeit steht eine sechsfigurige Kampf-Szene an einem der Pfeiler des Grossmünsters. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und zeigt sechs Männer in einer schwer zu deutenden Szene: In der Mitte sticht ein Bewaffneter auf einen Kontrahenten ein, der mit seinem Schwert zurückschlagen will. Doch daran hindert ihn ein waffenloser Mann, der seinen Arm zurückhält. Auf der rechten Seite der Darstellung sind zwei Männer – ebenfalls ohne Waffen – in ein Gespräch vertieft. Eine mögliche Interpretation aus heutiger Sicht könnte sein: Im Zentrum tobt ein Kampf, doch die beiden seitlichen Männer-Paare bemühen sich um Deeskalation.
Bethan Huws gibt dem «Guido-Relief» (so wird es genannt, weil das erhobene Schwert mit diesem Namen versehen ist), das die Kirchenbesucher im schattigen Kircheninneren kaum bemerken, in der Krypta eine ganz neue Dimension. Zum einen vergrössert sie das Kleine ins Riesige. Zusätzlich intensivieren die leuchtenden Farben der Neon-Zeichnung die Präsenz der Szene. Die Künstlerin will damit kaum eine eigene neue Interpretation des mittelalterlichen Werkes anbieten, wohl aber fesselt sie Besucherinnen und Besucher der Krypta und lässt sie nach dem fragen, was die sechs Männer im Schilde führen. Sie eröffnet damit unserem Denken einen Raum. Eine zusätzliche Aktualisierung erreicht sie damit, dass sie die Gesichter, die auf dem Relief individuell und fast wie Porträts gestaltet sind, anonymisiert. Sie sind leer und damit eine Aufforderung an uns, die Leerstellen mit unserem Mitdenken und vielleicht auch unseren Emotionen zu füllen. Wegen der Säulen der dreischiffigen Krypta haben die Besucherinnen und Besucher nie einen vollständigen Überblick über das Geschehen um die sechs Männer. Auch das ist ein bewusst gewähltes Vorgehen der Künstlerin: Wollen wir das Ganze und die Zusammenhänge seiner Teile erkennen, müssen wir uns im Raum bewegen. Es ist, als ob Bethan Huws uns damit nicht nur physisch, sondern auch geistig in Bewegung versetzen möchte.
Diese Kampf- oder Deeskalationsszene platzierte Bethan Huws vor der Ostwand der Krypta, genau Karl dem Grossen gegenüber. Das ist zweifellos ein mit Absicht inszenierter Gegensatz: An der Ostwand ist von der friedlichen Beilegung von Konflikten die Rede, im Westen thront der Kaiser, der ja nicht gerade als Friedensfürst in die Geschichte eingegangen ist, obwohl er der Legende nach das Grossmünster gegründet haben soll.
Vor der Nordwand der Krypta leuchtet – fast durchwegs in grellen Farben der Orange-Gelb-Skala – eine Tierszene.
Auch sie fusst auf einer mittelalterlichen Plastik im Grossmünster-Ensemble. Sie befindet sich im Kreuzgang und zeigt Auseinandersetzungen zwischen teils angeketteten Tieren oder Misch- und Fabelwesen.
Die Szene schwankt zwischen Spiel und Kampf, wie er in der romanischen Bauskulptur häufig anzutreffen ist. Affen? Löwen? Eines der Wesen laust sich in typischer Affen-Geste, andere erinnern an Löwen, doch die untern Gliedmassen gleichen jenen von Menschen. In solchen Bildern mag sich auch Freude an Gewaltdarstellungen oder an Exotik zeigen: Löwe und Affen waren ja im 12. Jahrhundert keine alltäglichen Erscheinungen. Der Löwe signalisierte Macht, Überlegenheit und Tapferkeit, aber auch jene Gewalt, ohne die Macht nicht durchzusetzen ist. Der Affe – bekannt waren vor allem die Meerkatzen – stand für das Böse, da er alles nachäffte, für Eitelkeit, für Triebhaftigkeit. Oder er galt als ein Symbol des Teufels. Die Deutungen waren allerdings kontrovers; auch der Löwe musste hin und wieder als Symbol des Teufels herhalten.
Das alles im Sakralraum? Gegenfrage: Warum nicht? Der mittelalterliche Sakralraum ist, wie auch die Buchmalerei, offen und tolerant. Die Grenzen zwischen Sakralem und Profanem sind nicht exakt gezogen. Die Gegensätze stehen nebeneinander. Die ganze Welt ist einbezogen in die Bildprogramme. Aus dem Widerspruch ergibt sich oft ein Ausblick in den grossen Raum der Freiheit. Bethan Huws öffnet ihre Kunst diesem Spiel und geht hier ähnlich vor wie im Werk vor der Ostwand. Sie vergrössert das vorgegebene Bild so, dass seine Wirkung weit über das Anekdotische oder Dekorative hinausweist. In der Krypta gewinnt das im Kreuzgang fast miniaturhaft kleine Bildwerk eine Monumentalität, der man sich schwer entziehen kann. Die Künstlerin zeichnet das graue Relief in intensiven Farben nach: Das ist ein Verweis auf die ursprüngliche Farbigkeit der mittelalterlichen Bauplastik und zugleich eine Aktualisierung: Die feinen und doch scharf wirkenden Neonlinien übertragen das mittelalterliche Tiermotiv in unsere unmittelbare Gegenwart.
Bethan Huws Arbeiten in der Krypta entwickeln eine Kraft, die sich in den ganzen Raum des Grossmünsters ausweitet. Damit erhalten Kunst und Bildsprache der unmittelbaren Gegenwart im traditionsreichen architektonischen Kontext einen hohen Stellenwert. Das entspricht einem wichtigen Anliegen der Arbeitsgruppe «Kunst in der Krypta des Grossmünsters Zürich», die damit weiterführt, was bereits vor Jahrzehnten mit den sprühend leuchtenden Glasmalereien Augusto Giacomettis von 1932 im Chor begann und in den inhaltlich dichten und formal und technisch exzellenten Glasmalereien von Sigmar Polke von 2009 im Schiff noch eine Steigerung erfuhr. Auch für Marc Bundi, der die Installation Bethan Huws‘ als Kurator begleitete, zeigen die Arbeiten Polkes ein Niveau an, das für die Arbeitsgruppe Massstäbe setzt. Das zeigt sich auch in der Liste der Künstlerinnen und Künstler, die bis anhin beteiligt waren. Sie fanden zu einer eigenständigen und unverwechselbaren Sprache ihrer Kunst und traten, gerade weil sie keine Kompromisse eingingen, in einen Dialog auf Augenhöhe mit der architektonischen und spirituellen Situation des Ortes. Folgende Künstlerinnen und Künstler waren bisher in der Grossmünster-Krypta tätig: Bruno Jacob, Mario Sala, Judith Albert, die Frères Chapuisat, Mirko Baselgia und Lena Amuat & Zoe Meyer.
Die Reihe hat einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. So ist es verständlich, dass sich manche Künstlerinnen und Künstler bei der Kommission melden und sich um eine Teilnahme bewerben. Ebenso verständlich ist aber, dass die Kommission auf Bewerbungen nicht eintritt, sondern selber aktiv nach möglichen Projekten Ausschau halten will, um dem Projekt eine klare Linie zu geben. Diese Linie einzuhalten erfordert von den Künstlern Kompetenz im Umgang mit vorgegebenen Raumsituationen und entsprechende Erfahrungen und überdies Sinn für spirituelle oder religiöse Dimensionen. Aber auch die Kirche ist gefordert, denn sie hat sich auf eine für sie wohl ungewohnte Sprache einzulassen und die Freiheitsbedürfnisse der Kunst zu respektieren. Die Reihe der temporären Interventionen in der Krypta des Grossmünsters zeigt, dass ein gegenseitiges Aufeinander-Zugehen möglich ist und zu Resultaten führen kann, die für beide Teile und damit auch für eine auf Offenheit angelegte Gesellschaft sinnstiftend sind.
Claudia Jolles
2021
Editorial — A work of art without emotion is not a work of art
Reinhard Ermen
October 2020
Hans Rudolf Reust
November 2016
«If I where a frog I'd live in a fountain»: The very title of Bethan Huws's recent exhibition told a little story. But this was no fairy tale—the idea of a frog who is really an enchanted prince waiting to be transformed by a kiss holds no interest for her.
Liam Gillick
1992
It’s all very well thinking hard about certain art in certain situations. The desire to communicate a clear portion of any artist’s activity beyond the physical presence of their work in a gallery has diverse impli cations. So let us make clear from the beginning that there exists work by Bethan Huws that can be moved from place to place, viewed in vitrines, transported, and possessed.
We are very sorry.
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